Jede Form der Psychotherapie dauert so lange, wie der Patient sie benötigt.

Jeder Mensch entwickelt sich gemäß den Möglichkeiten, die sich ihm bieten. Dementsprechend unterschiedlich sind die Schwierigkeiten, die ihn an der Erreichung seiner Ziele hindern. Wenn es sich um seelische Faktoren handelt, kann das in einem höheren Maße ausschlaggebend sein, als wenn es sich um eine physische Behinderung handelt. Da die Art jeder psychischen Beeinträchtigung von Fall zu Fall unterschiedlich ist - jeder Mensch ist einzigartig - , ist auch die jeweilige Therapiemethode individuell und einzigartig anzupassen. Manche Therapien brauchen mehr, andere weniger Zeit, als von den Versicherungsträgern bereitgestellt werden. Mit anderen Worten, die Dauer der Therapie ist nicht abhängig von der Anzahl der Sitzungen, welche die Versicherungsträger übernehmen. Sie ist individuell verschieden und nicht voraussagbar.

 

1. Psychoanalyse:
Die durchgreifendste Form der Psychotherapie und mein Schwerpunkt. Basis ist die hochfrequente (vier bis fünf Sitzungen/Woche) Auseinandersetzung in der Beziehung zum Analytiker. Durch die Hochfrequenz werden im Rahmen der sog. Regression frühkindliche Konflikte wachgerufen, die innerhalb des Übertragungs-/Gegenübertragungsgeschehens bearbeitbar werden. Auf diese Weise wird eine grundlegende Durcharbeitung der Persönlichkeitsstruktur erreicht, die dem Patienten Möglichkeiten der Lebensgestaltung eröffnet, die ihm zuvor auf Grund der neurotischen Konflikte versperrt waren. Diese Konflikte äußern sich häufig in Störungen der Partnerbeziehung, Angst- und Panikzuständen, Depressionen oder Zwangserkrankungen. Die Symptomatik kann also vielschichtig sein. Da Psychoanalyse nicht symptomorientiert arbeitet, sondern die Persönlichkeit des Patienten in den Mittelpunkt stellt, umfasst sie ein breites Spektrum von seelischen Erkrankungen, da seelische Störungen Störungen der Persönlichkeit sind.

Psychoanalyse dient der Erweiterung der seelischen Innenwelt. Insofern ist sie ihrem Wesen nach ziellos und in ihrer zeitlichen Dauer offen. Alle weiteren Verfahren, insbesondere die sog. Richtlinienverfahren der Krankenversicherungen, sind davon abgeleitet; die Psychoanalyse ist jedoch nicht Bestandteil des Leistungskataloges der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. Ich halte sie trotzdem in vielen Fällen für die Methode der Wahl.

 

Hier können Sie mehr darüber erfahren:
2. Analytische Psychotherapie
Eine von der Psychoanalyse abgeleitete Therapieform, deren Kosten im Rahmen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen in einer Sitzungsfrequenz von bis zu 3 Sitzungen/Woche auf Antrag für eine bestimmte Anzahl von Sitzungen übernommen werden. Ihre Zielsetzung ist umschriebener als die der Psychoanalyse. Diese Methode bietet sich an, wenn die psychische Konfliktsituation umgrenzt und ein Fokus formuliert werden kann, dessen Bearbeitung mit maximal drei Sitzungen pro Woche durchführbar erscheint. In besonderen Fällen werden von den Kassen vorübergehend für einen begrenzten Zeitraum auch 4 Sitzungen in der Woche übernommen. Damit lässt sich auch im Rahmen der Analytischen Psychotherapie eine hochfrequente psychoanalytische Erfahrung machen. Die Analytische Psychotherapie bietet einen guten Einstieg in die seelische Problematik, und nicht selten entschließen sich Patienten dazu, die Therapie über das von der Kasse übernommene Kontingent hinaus auf eigene Kosten zu verlängern oder in eine Psychoanalyse zu verwandeln.

Die Anzahl der von den privaten bzw. gesetzlichen Versicherungsträgern erstatteten Sitzungen variiert je nach Tarif. Manche privaten Versicherungen erstatten 30 Sitzungen pro Jahr, andere, ähnlich den gesetzlichen, bis zu 300.

 

3. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Diese Behandlungsform ist noch eingegrenzter als das zuvor beschriebene Verfahren. In der Regel findet sie mit einer Sitzung/Woche statt. Hier werden überwiegend in der aktuellen Situation verortbare Konfliktsituationen bearbeitet. Die Versicherungsträger finanzieren dafür auf Antrag zwischen 50 und 100 Sitzungen. In den Jahren meiner Tätigkeit als Psychoanalytiker habe ich deutlich weniger Indikationen für diese Form der Psychotherapie gefunden als für die anderen Verfahren. Das mag an meiner Sichtweise seelischer Problematik liegen; ich denke aber, dass seelische Verfassungen an sich vielschichtig und kompliziert sind, und wenn man genauer hinsieht, eröffnen sich Räume, die einer tieferen Erforschung bedürfen.


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